Von Multitasking bis Metakognition: Studentische Nutzung von KI

Über mein Highlight in dieser Woche würde ich gerne ganz viel schreiben, darf es aber leider nicht. Gestern und heute war ich nämlich im Rahmen der Peer-to-Peer-Strategieberatung an der Hochschule Osnabrück. Für mich war es die erste Peer-Beratung und ich hatte mich schon Ende letzten Jahres sehr darüber gefreut, dass ich als Expertin für eine der vier Peer-Rollen angefragt wurde. Gerade sitze ich im Zug nach Hause und habe nach zwei vollen Tagen ganz viel neues Wissen über hochschulische (Strategie-)Prozesse und auch Learnings für meine eigene Arbeit im Gepäck. Da der Beratungsprozess auf viel Offenheit basiert, ist das ganze natürlich streng vertraulich, weshalb ich an dieser Stelle leider nichts Inhaltliches zum Prozess schreiben kann.

Daneben freue ich mich heute ganz besonders darüber, dass zu Hause das erste, komplett druckfrische Exemplar meines Buches „Wissenschaftliches Schreiben mit KI“ auf mich wartet. Vor fast genau einem Jahr habe ich mit dem Schreibprozess begonnen und nun liegt das fertige Ergebnis vor, was mich sehr stolz macht. Ab dem 17.03. kann man das Buch offiziell bestellen.

Um auch noch etwas Inhaltliches zu schreiben, berichte ich an dieser Stelle endlich noch von sehr spannenden Daten, die ich Anfang Januar erhoben nun vollständig gesichtet habe. Für unseren Beitrag beim University Future Festival (der hoffentlich angenommen wird!) haben Kirsten Schindler, Professorin für Deutschdidaktik an der Uni Wuppertal, und ich in Kirstens Masterseminar „KI im Deutschunterricht“ Daten aus einer Gruppenarbeit der Studierenden erhoben. Die Studierenden hatten Anfang Dezember in Kleingruppen eine Deutschstunde an einem Gymnasium zum Thema KI gehalten. Die einzelnen Subthemen variierten z. T. stark, doch ging es immer um das Thema KI. In der Gruppenarbeit, die wir Anfang Januar aufzeichneten, sollten die Studierenden nun Folien für ihre Abschlusspräsentation vorbereiten, im Rahmen derer sie von ihren Erfahrungen in der gehaltenen Deutschstunde berichten und diese reflektieren sollten. Unsere Vorgabe war, dass die Studierenden hierfür die KI-Präsentationssoftware gamma.app nutzen sollten. Insgesamt liegen uns die Aufzeichnungen von acht Gruppen vor; zusätzlich erklärten sich sechs Studierende bereit, im Nachgang ihre Aufzeichnungen zu sichten und ihre Kollaboration miteinander und mit der KI zu reflektieren. Wir haben also einen sehr bunten Strauß an Daten, der gar nicht mal so einfach zu systematisieren, sondern recht ‚messy‘ ist. Für unseren Beitrag beim U:FF wollen wir uns auf die Reflexionsprozesse der Studierenden konzentrieren, v. a. darauf, auf welcher Basis die Studierenden die KI-Generate beurteilen, doch geben die Daten noch viel mehr Untersuchungsgegenstände her. Allein schon das Herangehen an die Aufgabenstellung divergiert sehr stark zwischen den Gruppen: Während die einen ganz ‚beherzt‘ vorgehen und sich direkt eine Präsentation generieren lassen, sammeln die anderen erst sämtliche Stichpunkte, die sie einbringen wollen, in einem separaten Dokument, das sie erst kurz vor Ende der Arbeitsphase an Gamma geben, um sich darauf basierend eine Präsentation generieren zu lassen. Ganz unabhängig von KI-Tools würde es sich auch lohnen, die Navigationsfähigkeiten in einer komplexen digitalen Umgebung zu untersuchen: Das Multitasking und die parallele Informationsverarbeitung der Person, die den Bildschirm mit den anderen teilt, scheint gruppenübergreifend eine große Herausforderung darzustellen. Hier sieht man m. E. auch, dass es für die alltagsfreundliche Nutzung von KI-Agenten, die mit einem Mausklick/Prompt auf alle möglichen Programme und Prozess zugreifen können, noch einiges braucht. Aus der Perspektive einer Leiterin einer Support-Einrichtung frage ich mich außerdem, was es für die Studierenden gebraucht hätte, um ihre Gruppenarbeit besser zu planen und gruppendynamische Prozesse besser reflektieren zu können. Auffällig fand ich in engem Zusammenhang damit übrigens, wie unkritisch die Studierenden die Aufgabenstellung bearbeitet haben. Für manche Gruppen machte es gar nicht so viel Sinn, Gamma zu nutzen, was die Gruppe im Verlauf der Arbeit auch feststellte. Für die Erreichung des primären Ziels, eine Präsentation über ihre Unterrichtsstunde zu erstellen, wären andere Arbeitswege (Übernahme und Modifikation der ursprünglichen PPT) sinnvoller gewesen. Offensichtlich wurde hier die Aufgabe, mit Gamma zu arbeiten, aber gegenüber dem eigentlichen Ziel der Gruppenarbeit priorisiert. So hatte man am Ende einen z. T. gar nicht sinnvollen KI-Einsatz vorliegen. Wenn ich das, was alle Gruppen gemacht haben, mit der Vorgehensweise vergleiche, die ich für die Aufgabenstellung gewählt hätte, muss ich sagen, dass alle Gruppen m. E. nicht zielführend und nicht logisch i. S. der Aufgabenstellung vorgingen. Hier frage ich mich, woran dies liegt. Liegt das daran, dass ich schon so viel Erfahrung mit Gamma habe? Ich würde es eher auf den Grad der metakognitiven Kompetenz schieben, auch wenn ich das natürlich nicht zweifelsfrei nachweisen kann. Für mich ist das allerdings ein weiterer Beleg für die Bedeutung metakognitiver Kompetenzen im Umgang mit KI. Und hier frage ich mich dann, wie sich diese Kompetenz fördern lässt …