Diese Woche teile ich nur zwei kleine Beobachtungen und einen Artikel, über den ich gestolpert bin. Die Woche war recht unspektakulär, was zwischendurch aber ja auch mal ganz schön ist.
Am Mittwoch war bei einer Sitzung des Arbeitskreises Strukturwandel der BDA (Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände). Einer der Impulse kam von Sandra Deichsel vom Project Management Institute. Es ging um die Rolle von Projektmanagement in Veränderungsprozessen – also darum, wie Transformation in Unternehmen überhaupt gelingen kann und was Projektmanagement hierzu beiträgt. Besonders spannend fand ich, dass Projektmanagement heute längst nicht mehr nur eine Methode ist, sondern zunehmend die Grundlogik organisationaler Veränderung. In Deutschland verbringen Beschäftigte im Schnitt rund 34 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Projektarbeit. Das zeigt, wie sehr Projektmanagement zur zentralen Steuerungsform für Wandel geworden ist.
Was bei mir besonders hängen blieb, war ein Begriff, der in Sandra Deichsels Impuls fiel: Power Skills. So bezeichnet das Project Management Institute das, was traditionell als Soft Skills gilt. Ich finde das großartig. Der Begriff Soft Skills hat sich m. E. schon lange überlebt (für mich ist es ein Problem, dass er überhaupt jemals das Licht der Welt erblickt hat), weil er etwas Belangloses suggeriert, ein Add-on, das man sich gönnt, wenn man Zeit hat. Nichts mit wirklichem Wert, sondern halt etwas ‚Softes‘. In Wahrheit geht es aber ja um zentrale Kompetenzen für die Arbeitswelt von heute und morgen – Kommunikationsfähigkeit, Empathie, Reflexionsvermögen, Urteilsstärke, Zusammenarbeit uvm. Power Skills benennt hier m. E. die Wirkung, nicht das Beiwerk. Der Begriff macht deutlich, dass diese Kompetenzen die Voraussetzung dafür sind, komplexe Veränderungen zu steuern, Vertrauen aufzubauen und Teams in unsicheren Kontexten zu führen. Auch der Begriff Future Skills wird ja aus verschiedenen Gründen immer wieder kritisch gesehen – bisweilen zu Recht, weil diese Fähigkeiten nicht erst „in Zukunft“ gebraucht werden, sondern jetzt. Power Skills trifft da die Sache besser: Sie sind handlungsrelevant, wirkungsvoll, unverzichtbar im Hier und Jetzt.
Ein Zitat, das ich aus der Sitzung auch noch mitgenommen habe, passt dazu sehr gut: „Die größte Gefahr in turbulenten Zeiten ist nicht die Turbulenz selbst, sondern mit der Logik von gestern zu handeln.“ (Peter Drucker). Und das gilt für Managementlogiken ebenso wie für unser Verständnis von Kompetenz.
Außerdem bin ich diese Woche noch auf einen Beitrag von Ulrich Lichtenthaler gestoßen, der mir ein weiteres begriffliches Update geliefert hat: Laut Lichtenthaler leben wir zwar schon noch in einer VUCA- oder BANI-Welt. Vor allem aber, so der Professor für Management und Entrepreneurship, leben wir in einer PUMO-Welt. PUMO steht für Polarized, Unthinkable, Metamorphic und Overheated. Eine Welt also, die von Spaltungen, Unvorstellbarem, permanentem Wandel und Überhitzung geprägt ist. Während VUCA und BANI noch versuchten, Komplexität zu erklären, beschreibt PUMO die Eskalation: gesellschaftlich, politisch, technologisch. Unternehmen müssen in diesem Umfeld nicht nur robust oder agil sein, sondern zugleich strategisch klar, mental flexibel und kulturell balanciert. In diesem LinkedIn-Post erklärt Lichtenthaler dann noch Strategien, um in der PUMO-Welt klarzukommen:
✅ Be POSITIVE in response to ‚Polarized‘
✅ Be PROACTIVE in response to ‚Unthinkable‘
✅ Be PROGRESSIVE in response to ‚Metamorphic‘
✅ Be PURPOSEFUL in response to ‚Overheated‘
Mich überzeugt an dem PUMO-Konzept, dass es die strukturelle Überforderung moderner Organisationen nicht verklärt, sondern ernst nimmt. Es beschreibt präzise, warum klassische Steuerungslogiken scheitern und warum Führung und Mitarbeitende mehr denn je auf Haltung, Beziehungsfähigkeit und Urteilskraft angewiesen sind und damit auf genau jene Power Skills, die ich eingangs erwähnt habe.
