Lektüre von zwischen den Jahren

Frohes neues Jahr! Möge es Euch und Ihnen viel Gesundheit, viele Lerngelegenheiten, Lernfreude und viel Staunen bringen.

Den ersten Blogpost des Jahres möchte ich dazu nutzen, von meinen Lektüren der Zeit ‚zwischen den Jahren‘ zu berichten. Den Auftakt macht dabei die neueste Ausgabe eines meiner Lieblingsmagazine und zwar „Neue Narrative“. Ausgabe #22 von Dezember 2024 widmet sich dem Thema „Meetings“. Das Thema „Gute Meetingkultur“ ist zwar, wie die Autor:innen im Check-In selbst schreiben, ein Querschnittsthema aller ihrer Hefte. Weil es aber so ein wichtiges Thema ist, haben sie Meetings nun ein ganzes Heft gewidmet. Ich habe daraus (wie immer von Neue Narrative) sehr viel mitgenommen – besonders gefallen haben mir aber der Artikel „Meeting mit dir selbst“ und der Artikel „Meetinggewohnheiten challengen“.
Im ersten der genannten Artikel schreiben die Autor:innen, dass das wichtigste Meeting des Tages das Meeting mit sich selbst ist. In diesem Meeting geht es ganz um die eigenen Bedürfnisse und die eigenen Ziele. Dazu werden Elemente der Selbstführung mit Achtsamkeitsübungen kombiniert. Die Autor:innen schlagen fünf Schritte vor, um eine Meeting-Routine mit sich selbst zu entwickeln:

  • Schritt 1: Zeitliche Verfügbarkeit checken.
  • Schritt 2: Den Purpose des Meetings bestimmen.
  • Schritt 3: Drei bis sechs Meeting-Elemente auswählen
  • Schritt 4: Das eigene Meeting bauen.
  • Schritt 5: Meeting-Routine testen und umbauen.

Basierend auf diesem Artikel habe ich für mich den Neujahrsvorsatz formuliert, jeden Tag ein Meeting mit mir selbst zu haben. Als idealen Zeitpunkt habe ich dafür den Arbeitsbeginn am frühen Morgen bestimmt, sodass jeder meine Arbeitstage mit einem Meeting mit mir selbst beginnen wird. Der Ablauf sieht für mich wie folgt aus: Ein kurzer Check-in von einer Minute (wie geht es mir?), anschließend werden die To-Dos des Tages aufgeschrieben und sortiert, wobei es für mich ganz wichtig ist, fortan das Prinzip ‚Eat the Frog‘ anzuwenden. Ich merke nämlich immer wieder, dass ich die schwierigsten oder unangenehmsten Aufgaben des Tages immer weiter vor mir herschiebe, bis es dann Nachmittag ist und ich mich nicht mehr richtig konzentrieren kann. In Zukunft möchte ich also den Frosch direkt am Morgen schlucken, dann kann ich ihn auch ausreichend verdauen 😉 Anschließend öffne ich mein Reflexionsdokument, in dem ich den ganzen Tag über immer wieder meine Learnings notieren und kurze Reflexionseinheiten machen kann. Beenden werde ich die Meetings mit mir selbst mit einem Mantra/Motto des Tages. Hierfür habe ich eine Sammlung angelegt mit ganz verschiedenen Mantren – von Führungsthemen über Themen der Persönlichkeitsentwicklung uvm., sodass ich immer mir ein passendes Mantra oder Motto aussuchen kann, das mich den Tag über begleiten soll. Die ersten drei Tage des Jahres hat das übrigens schon mal ganz gut funktioniert (ich bin absolut kein Silvester-Fan; insofern habe ich den Wechsel ins neue Jahr verschlafen, war dafür aber am 1.1. um 5 Uhr auf den Beinen und habe es richtig gefeiert, dass ich in aller Ruhe das neue Jahr begrüßen konnte).

Unabhängig vom neuen Heft von Neue Narrative, aber thematisch sehr passend dazu, habe ich in der Weihnachtspause den zweiten Band von Jöran Muuß-Merholz‘ „Digitale Zusammenarbeit 4.0“ gelesen. Ich war schon von Band 1 („Prinzipien“) sehr begeistert, in dem es um die Prinzipien digitaler Zusammenarbeit geht. Dort war erstmal alles sehr theoretisch und in Band 2 („Praktiken“) fand ich nun ganz konkrete Ideen. Ich kann die beiden Bücher wärmstens allen empfehlen, die mit der digitalen Zusammenarbeit in ihren Teams nicht zufrieden sind und die hier neue Routinen, eine neue Kultur aufbauen wollen.

Zentral für die beiden Bücher ist das Konzept der Pre-Empathie. Hier geht es darum, dass man etwas interpretiert, was bei seinem Gegenüber vermutlich passieren wird, dass man etwas also vor-empfindet oder vordenkt. Konkret fordert die Berücksichtigung dieses Konzeptes, dass ich bei einem Arbeitsschritt in Gedanken vorwegnehme, was eine mit mir zusammenarbeitende Person beim nächsten Arbeitsschritt denken und oder tun wird. Eines der für mich besonders interessanten Elemente ist dabei, dass das Gegenüber auch das eigene Zukunfts-Ich sein kann. Ich muss zugeben, dass ich hinsichtlich meiner eigenen Dateiablage nicht immer ganz so ordentlich bin und so relativ oft Dokumente suche. Aus diesem Grund habe ich mir jetzt einen dicken Zettel an den Bildschirm geklebt, auf dem „Prä-Empathie“ steht. Ich erhoffe mir dadurch, dass ich immer an mein Zukunfts-Ich denke, das irgendwann für irgendwelche Termine bestimmte Dokumente suchen wird.

Ich habe aus den beiden Büchern sehr viele Punkte mitgenommen und in mein Zotero eingepflegt. Im Januar haben wir nämlich einen Termin im Team, wo es um das Festlegen neuer Routinen der digitalen Zusammenarbeit geht – und dafür sind die Bücher definitiv Gold wert.

Zu Beginn der Woche habe ich begonnen, das Buch „Wahrheiten und Mehrheiten. Kritik des autoritäten Szientismus“ von Peter Strohschneider, ehemaliger Präsident der DFG, gelesen. Ich finde, man merkt sehr, dass man hier das Buch eines Literaturwissenschaftlers liest (ja, Vorurteile, ich weiß …) – das Buch ist enorm komplex geschrieben, weshalb ich erst bis S. 40 vorgedrungen bin. Strohschneider kritisiert in seinem Buch aktivistische Wissenschaft und szientistische Politik, die „einseitig auf das alternativlose Regime einer unbedingten Wahrheit“ setzen (Klappentext). Es geht also um das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik, wobei er sich daran stört, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse als absolute, autoritäre, überlegene, streitenthobenen Wahrheitsinstanz betrachtet werden. Mit „Szientismus“ beschreibt er Auffassungen, die „Wissenschaft nicht von der Erkenntnisproduktion her“ denken (S. 21). Elemente des Szientismus seien Faktizismus, Einheitswissenschaft, Normativismus und Solutismus. Strohschneiders These ist, dass aktivistische Wissenschaftler:innen wie die rund um den Protest gegen den Kohleausstieg (er wählt das Beispiel Lüzerath) Faktenwahrheit nicht epistemisch in Anspruch nehmen, sondern als Sozialkapital (S. 38). Wissen überzeugt nämlich nicht aus sich heraus und ist weder unmittelbar persuasiv noch unmittelbar performativ. So viel mal zum aktuellen Stand meiner Lektüre. Ich habe immer wieder den Impuls, dem Autor zu widersprechen – muss dafür aber noch viel tiefer ins Buch eindringen, ehe ich mir ein Urteil erlauben kann. Definitiv aber ein sehr spannendes Buch!

Daneben habe ich auch mit Hararis „Nexus. Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz“ begonnen. Da zu diesem Buch scheinbar alle eine Meinung haben – von sehr begeistert bis sehr enttäuscht und augenrollend – möchte ich mir dazu unbedingt auch eine eigene Meinung bilden. Auf S. 75 bin ich noch recht neutral, hatte bislang aber auch noch keine wichtigen Erkenntnisse …

Und zuletzt: Seit dem 27.12. führe ich ein Buchjournal (zum Geburtstag im November habe ich aus Zufall sowohl von meiner Frau als auch von meiner besten Freundin eins bekommen, das von Lebenskompass und das von Moleskine. Ich freue mich darüber, auf diese Weise nicht nur meine Leseeindrücke von wissenschaftlichen Publikationen zu notieren (wie ich es über Zotero mache), sondern auch meine private, nicht-wissenschaftliche Lektüre festzuhalten. Mein Wunsch für dieses Jahr ist es, dass sich mein Buchjournal möglichst schnell füllt.

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Ich, Dr. Isabella Buck (Wohnort: Deutschland), verarbeite zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in meiner Datenschutzerklärung.
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