Es wurde in den letzten Wochen viel geschrieben zu Open AIs o1-Modell. Ich bin über einen Aspekt gestolpert, den ich sehr spannend fand – und zwar in einem Artikel von Ethan Mollick (wie sollte es anders sein): „Using o1-preview means confronting a paradigm change in AI. Planning is a form of agency, where the AI arrives at conclusions about how to solve a problem on its own, without our help. You can see from the video above that the AI does so much thinking and heavy lifting, churning out complete results, that my role as a human partner feels diminished. It just does its thing and hands me an answer. Sure, I can sift through its pages of reasoning to spot mistakes, but I no longer feel as connected to the AI output, or that I am playing as large a role in shaping where the solution is going. This isn’t necessarily bad, but it is different.“ Das ist ziemlich harter Tobak – nicht zuletzt für unser Bildungssystem.
Ein Opinion Piece in der aktuellen Ausgabe des Journal of Applied Learning & Teaching setzt sich mit der Rolle auseinander, die generative KI bei einer positiven Umdeutung von Fehlern im Lernprozess einnehmen könnte. Dass KI-Tools die Personalisierung von Lernen vorantreiben können, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Ich kenne aber noch keine explizite Darstellung dazu, wie in diesem Kontext Fehler dezidiert genutzt werden können. Ein kleiner Auszug aus dem Artikel: „AI is the mechanism that will allow students to not only take advantage of an error but to intentionally and controllably encourage them to fail in learning as a starting point that turns errors into a catalyst for personalized learning and thereby generate educational change and consistent and durable learning“. Wie wunderbar, wenn KI-Tools zu einer besseren Fehlerkultur beitragen könnten.
Am Ende möchte ich menschliches Feedback feiern und den Nutzen von Feedback beim Verfassen von Texten Ihnen und Euch, liebe Lesende, (mal wieder) in Erinnerung rufen. Ich habe nun alle Rückmeldungen zu meinem Lehrbuch/Schreibratgeber zu „KI und wissenschaftliches Schreiben“ zusammen. Insgesamt haben mir 21 Personen, darunter auch einige Studierende als Teil der Adressat:innengruppe des Buches, Feedback auf einzelne Kapitel, teilweise auch auf das ganze Buch gegeben. Kaum auszumalen, wie das Buch ohne all dieses wertvolle Feedback geworden wäre. Ja, es waren auch große Brocken dabei, die ich erst einmal zu verdauen hatte. Aber es hat wahnsinnig dabei geholfen, mir über vieles klar zu werden (zuletzt z. B. darüber, dass das Buch kein, jedenfalls nicht nur ein Schreibratgeber ist, wie ursprünglich geplant, sondern auch ein Lehrbuch. Danke, liebe Anika!). In diesem Sinne: Ein Hoch auf Feedback!