„Time to say goodbye“ – so hieß es gestern für mich an meinem letzten Arbeitstag an der Hochschule RheinMain. Wie man so schön sagt, gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Angesichts der vielen emotionalen Worte, der schönen Abschiedsgeschenke und der Tatsache, dass nochmals ganz viele meiner Weggefährt:innen der HSRM versammelt waren, überwiegte gestern eindeutig das weinende Auge.
Natürlich prägt einen jede Arbeitsstelle auf ihre Weise. Und trotzdem würde ich sagen, dass mich die Arbeit an der Hochschule RheinMain besonders geprägt hat. Nicht nur, weil ich dort schon vor dem Launch von ChatGPT mit dem Thema generative KI in Berührung kam – ein Glücksfall im Rückblick, denn ich konnte mir in diesem Bereich viel aufbauen und mir damit einen Namen machen –, sondern auch, weil ich dort meine erste Führungsposition übernommen habe. In einem Team, das ich schon vorher kannte und das es mir mit seiner Offenheit und Verlässlichkeit sehr leicht gemacht hat, in diese Rolle hineinzuwachsen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ich könnte sicher noch vieles mehr sagen – über Projekte, Begegnungen, Anekdoten. Aber vielleicht reicht es zu sagen: Diese Jahre haben mich geprägt. Und die Rückschau darauf ist für mich nicht nur nostalgisch, sondern auch ein bewusst gesetzter Teil meines Übergangs. Ich habe im August noch einen Monat Zeit, bevor es dann weitergeht. Und diesen Sommermonat möchte ich nutzen, um zurückzuschauen. Vor ein paar Wochen habe ich im Rahmen eines Organisationsentwicklungsprozesses ein Modell kennengelernt, das mit den vier Jahreszeiten operiert und Arbeitsprozesse in einer Organisation dahingehend in den Blick nimmt. Im ‚Frühling‘ bricht man auf, hat Lust auf Neues, nimmt Kontakt auf. Im Sommer erreicht die Leistungsfähigkeit ihren Höhepunkt und es ‚fließt‘. Im Herbst nimmt man Abschied und fährt die Ernte ein und im Winter geht es schließlich darum, bei sich zu sein, Altes loszulassen, zu reflektieren und sich neu aufzustellen. Für mich beginnt nun mitten im Sommer der Winter, ich gehe also in den ‚Winterschlaf‘. Eine Phase, in der alles etwas zur Ruhe kommt, in der sich Neues formieren darf, aber noch nicht nach außen drängt. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Monat habe, um zurückzuschauen und zu überlegen, wie ich den ‚Frühling‘ gestalten möchte.
Denn ab dem 1.9. starte ich einen neuen Job – beim Bundesarbeitgeberverband Chemie als Referentin für Innovation und Nachhaltigkeit. Zum ersten Mal in meinem Berufsleben verlasse ich die Hochschullandschaft und mache mich zu neuen Ufern auf. Ein Schritt in eine neue Arbeitswelt, in eine neue Kultur, mit neuen Themen, neuen Formaten, neuen Routinen. Das Thema KI bleibt mir erhalten, aber es kommen neue Themen und Perspektiven hinzu. Ich brauche Herausforderungen und ich liebe es, Neues zu lernen. Insofern scheint der neue Job perfekt zu sein (ansonsten hätte ich ihn ja auch nicht angenommen 😉) und ich bin sehr gespannt, wo ich in einem Jahr stehe.
Meine Freiberuflichkeit gebe ich komplett auf. Auch das fühlt sich richtig an. Es war ein gutes und ein wichtiges Kapitel und ich habe es immer auch als ein Privileg erachtet, Menschen das Thema KI nahezubringen. Der Elan dafür hat aber über die Jahre nachgelassen und nun möchte ich meine Kräfte außerhalb der Vollzeittätigkeit für anderes bündeln und nicht jedes Wochenende neue Seminare vorbereiten müssen.
Der Blog wird auf jeden Fall erhalten bleiben, dürfte dann ab September allerdings mit etwas verändertem Content daherkommen. Im August werde ich vermutlich unregelmäßig bloggen. Der Plan ist jetzt erst einmal, viel zu lesen – ein wenig Fachliteratur, vor allem aber ganz viel Belletristik. In diesem Sinne: Einen schönen Sommer allen da draußen – und bis zum Wieder-Lesen.